»Hamburger Schule Astrologie« kurz vorgestellt

Von Michael Feist, Hamburg

Die Methode der »Hamburger Schule« geht auf den Hamburger Vermessungstechniker, Hobby-Astronom und Hobby-Astrologen ALFRED WITTE (1878–1941) zurück. Witte gilt als Begründer einer modernen Astrologie mit wissenschaftlichem Anspruch, die unter den Begriffen SYSTEM HAMBURGER SCHULE und URANIAN SYSTEM OF ASTROLOGY bekannt wurde.

Kennzeichen von Wittes Astrologie ist die formelhafte Sprache der sog. PLANETENBILDER, die durch die geozentrischen PLANETENPERIODEN geformt werden und MATHEMATISCH-SYMMETRISCH nachweisbar sind. Aus ASTRONOMISCHEN Bewegungsverhältnissen der Erde und aus HISTORISCHEN Überlieferungen, leitete Alfred Witte wichtige Grundsätze für seine Theorie ab.

Alfred Witte machte von sich Reden, als er mit ASTROLOGISCHEN Nachweismethoden sich an der Suche von Planeten jenseits der Neptunbahn beteiligte und die Bahnen von vier TRANSNEPTUNISCHEN PLANETEN in den Jahren 1923-1924 veröffentlichte.

1. Historische Anfänge
2. »Planetenbilder« in symmetrischen Strukturen und Teilungen
3. »Planetenbilder«, ein mathematisches-symmetrisches Prinzip
4. Moderne Astrologie
5. Die Häusertheorie der Hamburger Schule
6. Die Transneptuner
7. Faktoren
8. Symbole und Abkürzungen
9. Grundbedeutungen der Faktoren



1. Historische Anfänge
Im Juli 1919 stellte WITTE seine Methode erstmals öffentlich in dem vom Friedrich Sieggrün geleiteten »Kepler-Zirkel« (Hamburg) vor. Hier traf WITTE auch seinen späteren Mitarbeiter und Verleger Ludwig Rudolph. Im gleichen Jahr begann WITTE mit einer Artikelserie in einschlägigen Zeitschriften, wo er seine Ansichten und Neuerungen der breiteren Öffentlichkeit vorstellte. Es folgten weitere Vorträge im »Kepler-Zirkel«, die von den Mitgliedern und Besuchern interessiert aufgenommen wurden. Die Vorträge im »Kepler-Zirkel« wirkten auch befruchtend auf A. Frank Glahn, der diese Vorträge besuchte und einige Grundsätze der Methode WITTES in ein Lehrbuch einfließen ließ (1924).

Friedrich Sieggrün setzte sich 1923 auf dem II. Astrologen-Kongress in Leipzig für WITTES Methode ein, wo SIEGGRÜN auch den Begriff »Hamburger Schule« prägte. Eine Schule mit diesem Namen gab es allerdings nicht, was zu Verwirrungen führte. Dies änderte sich am 31. Oktober 1925 mit der Gründung des Astrologenvereins »Hamburger Schule«, der auf Initiative von Friedrich Sieggrün, Alfred Witte, Ludwig Rudolph und Hans Feddern mit 17 weiteren Personen gegründet wurde. Nahezu zeitgleich beendete WITTE seine Artikelserie um sich der Weiterentwicklung und Verbreitung der Methode auf regelmäßigen Vorträgen in Hamburg zu widmen.

1926 wurde der Astrologenverein »Hamburger Schule« Gastgeber des V. Astrologen-Kongresses in Hamburg. Im gleichen Jahr begann man die Regeldeutungen der Planetenbilder zu sammeln.

1928 wechselte man zum neuen Tagungsort in die Kantine des Deutschen Schauspielhauses am Hamburger Hauptbahnhof. Die Mitgliederliste der »Hamburger Schule« zählte zu diesem Zeitpunkt bereits 62 Personen. Die jeweils 1. und 3. Montag-Abende wurden von SIEGGRÜN und WITTE geleitet. An den 2. und 4. Montagen hielt RUDOLPH Einführungskurse.

In Absprache mit Alfred Witte, wurde die noch unvollständige Sammlung der Planetenbilder von Ludwig Rudolph bis zum Sommer 1928 vervollständigt. RUDOLPH schrieb ferner den Einführungsteil und veröffentlichte das Werk anschließend unter dem Namen »REGELWERK FÜR PLANETENBILDER« im »Witte-Verlag Ludwig Rudolph«. Dieses Grundlagenwerk der »Hamburger Schule« wurde in kürzester Zeit in mehrfacher Auflage zum wichtigsten Multiplikator der tausendfachen Verbreitung der Methode Wittes im In- und Ausland. Bereits in den 1930er Jahren, verbreitete sich Wittes Methode auf diese Weise bis nach Nordamerika.


2. »Planetenbilder« in symmetrischen Strukturen und Teilungen

Der Begriff »Planetenbilder« und die zugehörige Methode wurden von Alfred Witte in die Astrologie eingeführt und bilden den zentralen Kern der »Hamburger Schule«. Planetenbilder sind symmetrische Anordnungen der »Faktoren« (Planeten und Bezugspunkte) um eine gemeinsame Achse.

An den Planetenbildern ist der wesentlichste Unterschied zur »Klassik« erkennbar. Die systematische Auswertung nach Planetenbild-Strukturen ist eine Weiterentwicklung der klassischen Aspektlehre nach mathematisch-symmetrischen Prinzipien, wie an folgender Grafik ersichtlich ist:


Während in der klassischen Astrologie jede Verbindung zwischen zwei Faktoren einzeln betrachtet wird, beurteilt WITTE diese Verbindungen in einer zusammenhängenden Struktur. Hierdurch wird einerseits die Beurteilung vereinfacht, andererseits sind komplexere Aussagen möglich, weil i.d.R. mehr als zwei Faktoren gemeinsam betrachtet werden. Nach WITTE könnte man o.g. Struktur in der »Planetenbild-Sprache« so auswerten:

Sonne (Körper, Person, Tag)
= Jupiter (Glück, Erfolg, viel)
= Mars (Arbeit, Aktivität)
= Knoten (Bindung, Verbindungen)

Diese neutrale Bewertung wird dann, je nach untersuchtem Horoskop und vorliegender Fragestellung, in eine Aussage gebracht. Zum Beispiel

Frage: „Was bringt der Tag (Sonne)?“
Antwort: „An diesem Tag (Sonne) gibt es erfolgreiche (Jupiter) Arbeits-Kontakte (Mars; Knoten).“

An diesem Beispiel ist erkennbar, dass die »Hamburger Schule« eine mathematische Auswertungsmethode ist, die sich in mathematischen Gleichungen darstellen und berechnen lässt. Die Gleichheitszeichen sind in dem Sinne zu verstehen, dass sich die betreffenden Faktoren an einer gemeinsamen symmetrischen Achse befinden. Die Gleichwertigkeit lässt sich am einfachsten mathematisch nachweisen, wenn man die betreffenden Positionen in das Gradsystem der verwendeten symmetrischen Teilung umrechnet. Im o.g. Fall werden das Hauptkreuz (schwarze Linien: 0°, 180°, 90°) und Nebenkreuz (blaue Linien: 45°) bewertet, d.h. die rechnerische Gleichheit der Struktur ist im 45°-System nachweisbar, wo sich oben genannten Faktoren wertgleich auf dem gleichen Punkt treffen würden.

Eine Umrechnung in ein anderes Gradsystem ist zur Illustration, Vereinfachung oder in bestimmten Situationen hilfreich. Sobald man das Prinzip verstanden hat ist die Umrechnung nicht zwingend erforderlich.

1931, als es noch keine Computer gab, wurde durch Ludwig Rudolph das 90°-Horoskop und 45°-Horoskop als Kreisgrafik eingeführt. Eine veränderte Darstellung in einem anderen Gradsystem erlaubt eine einfachere und genauere symmetrische Horoskopanalyse mit einer Gradscheibe. Eine Gradscheibe ist ein astrologisches Arbeitsgerät, welches die manuellen Auffindung von Strukturen ohne Berechnung ermöglicht. Das 90°-Horoskop, zum Beispiel, verbessert die Genauigkeit um den Faktor 4. Als zusätzliche Erleichterung, werden die Untersuchungsachsen (Konjunktionen, Oppositionen und Quadraturen) bereits beim Einzeichnen der Faktoren zusammengefasst, d.h. das obige Struktur-Beispiel sieht in der 90°-Teilung so aus:

Es ist deutlich erkennbar, dass die Auffindung von symmetrischen Strukturen erleichtert wird. Es ist daher kaum verwunderlich, dass die 90°-Scheibe zum beliebtesten Arbeitsgerät der »Hamburger Schule« wurde.


3. »Planetenbilder«, ein mathematisches-symmetrisches Prinzip

Die »Hamburger Schule« ist eine mathematische Astrologie, denn symmetrische Strukturen lassen sich mathematisch in Gleichungen nachweisen, die als Summen a+b, Halbsummen (a+b)/2, Differenzen a-b oder Sensitive Punkten a+b-c berechnet werden. Im Gegensatz zur klassischen Astrologie, beschränkt sich die Horoskopanalyse der »Hamburger Schule« also nicht auf wenige ausgewählte Aspekte, sondern berücksichtigt zusätzlich die Gesamtstruktur des Horoskops mit allen Winkeln. WITTE:

„Ein Planetenbild wird von drei Planeten geformt, wenn einer von ihnen in der Mitte der beiden andern steht.“, vergl.»Der Mensch«, S. 54, Witte-Verlag

Aus dieser Definition ist erkennbar, dass der Winkel zwischen den Faktoren beliebig sein kann, d.h. die Faktoren müssen sich nicht alle (wie auf ABB 1) direkt auf dem Untersuchungskreuz befinden.

Am einfachsten lässt sich dieses grundlegende Prinzip mit den Halbsummen (a+b)/2 erklären, denn diese sind als symmetrische Strukturen optisch auffindbar. Das Prinzip ist besonders leicht verständlich.


Auf diesem Bild ist die Untersuchungsachse auf Sonne gestellt, die auf 0° Krebs steht (90°). Die Faktoren Mond und Mars stehen sich gegenüber und haben jeweils den gleichen Winkel von 35° zur Achse. Der rechnerische Nachweis der Halbsummengleichung als symmetrische Struktur sieht so aus:


(125°+55°) / 2 = Sonne = 90°

Die anderen Berechnungsformen, die in der »Hamburger Schule« verwendet werden, sollen hier nicht bis ins letzte Detail erläutert werden. Es gib sehr spannende und interessante Anwendungen für Summen, Differenzen und Sensitive Punkte. Die Anwendung von Halbsummen steht allerdings im Vordergrund der Praxis. Dennoch einige Anmerkungen:

Die oben genannte Halbsumme wurde aus einer Summe heraus entwickelt, die anschließend durch zwei geteilt wurde. Als Summengleichung dargestellt, müssen wir den Berechnungsweg zum Nachweis der wertgleichen Symmetrie ändern:


125° + 55° = 90° + 90° = 180°

Differenzen sind Winkel im Horoskop. Als Differenz weisen wir die wertgleiche Symmetrie so nach:


125° - 90° = 90°- 55° = 35°

Sensitive Punkte sind auch als Arabische Punkte bekannt. Jede symmetrische Horoskop-Struktur, kann in Form dieser Punkte in einer Gleichung dargestellt werden. Hier die Nachweisrechnung in Form der Sensitiven Punkte, die erneut die Wertgleichheit der Struktur von ABB 3 nachweist:


125° + 55° - 90° = Sonne = 90°

4. Moderne Astrologie
Differenzen (Abstände; Winkel), Halbsummen und Sensitive Punkte sind keine Erfindungen von Alfred Witte, denn sie wurden bereits im Altertum verwendet. WITTE ist es zu verdanken, dass er diese antiken Methoden wieder in Erinnerung rief und diese aus moderner Sicht zu einer neuen strukturellen Auswertungsmethode zusammenfasste. Die Effektivität dieser neuen Methode, konnte WITTE nur mit Hilfe der von ihm entwickelten drehbaren 360-Gradscheibe auf einfachen Weg prüfen.

In der gängigen Praxis werden Strukturen in der Regel über das Hauptkreuz (90°) und Nebenkreuz (45°) mit einer 360°-Scheibe untersucht, d.h. ein 8-strahliges Symmetriekreuz mit Achsenwinkeln im Abstand bis zu 45° werden berücksichtigt. Anwender des 90°-Horoskops gehen oft einen Schritt weiter und untersuchen zusätzlich die 22°30-Querachse, was zu einer Verdoppelung der Untersuchungsachsen führt.


Die drehbaren Gradscheiben 360° und 90° mit den üblichen Untersuchungsachsen.



5. Die Häusertheorie der Hamburger Schule

In der »Hamburger Schule« kommen mehrere „Haussysteme“ zur Anwendung, die (mit Ausnahme der Meridianhäuser) je 30° groß sind (äquale Häuser). Die Vielzahl erscheint zunächst als verwirrend, ist jedoch bei näherer Betrachtung gar nicht so kompliziert. Grob gesagt kann mit jeder Achseneinstellung gleichzeitig auch ein besonderes „Haussystem“ eingestellt werden. Dies ist der eigentliche Grundgedanke WITTES.

Mit den persönlichen Punkten unterscheiden wir heute 6 Systeme (auch Horoskope genannt), die mit der drehbaren Gradscheibe eingestellt werden:
– Erd-, Meridian- und Mondhäuser (Einstellung des Faktors auf Spitze 10. Haus)
– Aszendent-, Mondknoten-Häuser (Einstellung des Faktors auf Spitze 1. Haus)
– Sonnen-Häuser (Einstellung des Faktors Spitze 4.Haus)
– Alle anderen Faktoren und Punkte werden für eine Untersuchung auf das 4. Haus gestellt.

Über die Verwendung der Häuser gibt es in der »Hamburger Schule« unterschiedliche Meinungen. Es gibt Vertreter die vollständig auf Häuser verzichten, jene die Häuser nur gelegentlich anwenden oder den Häusern einen wichtigen Stellenwert beimessen. Entsprechend dieser unterschiedlichen Meinungen gibt es ebenso mehrere Möglichkeiten, wie man die Häuser berücksichtigen kann.

In der Hamburger Schule werden also die Häuser betrachtet, doch nur insoweit wie es für die Analyse des Horoskops am sinnvollsten erscheint. Die Häuser sind ein „Hinweis“ und können eine sinnvolle Unterstützung sein – der „Nachweis“ allerdings zeigt sich letztlich nur in den Planetenbildern und der Grundstruktur des Horoskops.


6. Die Transneptuner (TN, TNP)
Aus Fehlern in der Berechnung der Uranusbahn, leitete der Astronom LeVerrier (1811-1877) die Existenz eines noch unbekannten Planeten jenseits des Uranus ab. Im September 1846 wurde der prognostizierte Planet mit einer Genauigkeit von ±1° am königlichen Observatorium in Berlin gefunden. Neptun ist damit der erste auf mathematischem Weg gefundene Planet. LeVerrier deutete auf einen weiteren Planeten hin, den er Pluto nannte und im Zeichen Krebs vermutete. Es begann ein jahrelanger Wettlauf unter den Astronomen, wer den nächsten Planeten mathematisch korrekt prognostizieren wird.

Fast 80 Jahre später seit der Auffindung des Neptuns, beschäftigte sich der Astrologe Alfred Witte mit dem noch ungelösten Problem der Astronomen. 1923 veröffentlichte Alfred Witte eine zwingend logische Hypothese, die sinngemäß lautete:

Wenn Astronomen aufgrund von Bahnstörungen des Uranus die Bahn des unbekannten Planeten Neptun mathematisch berechnen können, dann müssten – sofern die astrologische Theorie stimmt – Astrologen in ähnlicher Weise in der Lage sein die Position eines noch unbekannten Planeten in einem Horoskop astrologisch festzustellen. (vergl. Originalzitat: »Der Mensch«, S. 209, Witte-Verlag)

Folge dieser Überlegung war die Veröffentlichung von 4 astrologisch berechneten hypothetischen Planeten, die WITTE jenseits des Neptun vermutete und daher Transneptuner genannt wurden (Cupido, Hades, Zeus und Kronos). WITTE war damit der erste, der nicht nur die Bahnelemente, sondern auch Ephemeriden von unbekannten planetaren Körpern veröffentlichte. Diese neue Entwicklung trug später sehr zur Kritik als auch zur Verbreitung der »Hamburger Schule« bei.

1927 und 1934 berechnete Friedrich Sieggrün weitere hypothetische Planeten (Apollon, Admetos Vulkanus und Poseidon). WITTE lehnte diese neuen Berechnungen ab. Der Grund ist bis heute unbekannt. Bekannt ist allerdings, dass die astronomischen Kenntnisse und Berechnungen Alfred Wittes qualitativ hochwertiger waren. WITTES Ablehnung hatte zur Folge, dass diese zusätzlichen TNP‘s erst nach WITTES Tod offiziell in das ständige Repertoire der »Hamburger Schule« aufgenommen wurde.

Es herrscht im Allgemeinen die Unkenntnis, dass »Hamburger Schule« auch ohne Transneptuner und selbst ohne Häuser, eine äußerst effektive astrologische Methode ist. Leider werden die Transneptuner von Außenstehenden als wichtigstes Merkmal der »Hamburger Schule« verstanden. Dies ist jedoch nicht richtig. Kein geringerer als Ludwig Rudolph verdeutlichte mehrfach, dass die Transneptuner nicht im Vordergrund der »Hamburger Schule« stehen. Hier zwei Zitate:

»Wir bitten […], sich auf die sparsamsten Mittel zu beschränken, d.h. grundsätzlich erst die zu einem Ereignis gehörenden bekannten Planeten zu verlangen und erst dann, wenn die Deutung es notwendig macht, zu den von der Hamburger Schule benutzten transneptunischen Planeten zu greifen.«

Ludwig Rudolph,
19. Studienabend, 27. Juni 1949

„Die Transneptuner sind ein Teil des Forschungsprogramms der von WITTE begründeten so genannten »Hamburger Astrologen Schule«, die zur Hauptsache das Horoskop nach Strukturen deutet. Unter Strukturen versteht man viele gleiche Halbsummen, Summen, Differenzen oder auch sensitive Punkte. Diese Strukturen setzen sich zusammen aus vielen einzelnen Planetenbildern. Diese und ihre zeitlichen Auslösungen geben die wirksamen Erlebnisse. Das muss hier gesagt werden, weil vielfach die irrige Meinung herrscht »Hamburger Schule« sei die Arbeit mit Transneptunern; das ist grundfalsch und ein verhängnisvoller Irrtum.

Ludwig Rudolph,
Vorwort Transneptun-Ephemeride,
Witte-Verlag, 4. Auflage 1978.

7. Faktoren
Die Bezeichnung »Faktoren« wird der Bezeichnung »Planeten« in der »Hamburger Schule« vorgezogen, weil die meisten Elemente des Horoskops keine Planeten sind. Man kann unterscheiden zwischen: Punkten, Achsen, Schnittpunkten, Stern, Satellit, Planeten, Zwergplanet und ferner hypothetische Transneptuner.

Dies sind die hauptsächlich verwendenten Faktoren in der »Hamburger Schule«:

4 x Schnittpunkte: Widder-Punkt, Meridian, Aszendent, Mondknoten
1 x Stern: Sonne (genauer Achse Sonne-Erde)
1 x Satellit: Mond
7 x Planeten: Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Neptun, Uranus
1 x Zwerg: Pluto (seit 2006 definiert als Zwergplanet)

Ferner hypothetische Transneptuner:

4x WITTE: Cupido, Hades, Zeus, Kronos
4x SIEGGRÜN: Apollon, Admetos, Vulkanus, Poseidon

In der »Hamburger Schule« steht der Widder-Punkt stellvertretend für das Kardinalkreuz (Widder-Krebs-Waage-Steinbock), siehe ABB 1 schwarze Linien. Dieses Kreuz ist die wichtigste mundan Struktur für den jährlichen Lebenszyklus auf der Erde, die sich aus dem Wechsel von Winter, Frühling, Sommer und Herbst ergibt. Die Achse von Krebs-Steinbock (Winter-Sommer- Achse) wird definiert als »Erdachse«.

Der nördliche Zyklus des Jahres beginnt, wenn die Sonne den Steinbock-Punkt erreicht (4.Erdhaus). Zur gleichen Zeit befindet sich die Erde auf dem Krebs-Punkt (10. Erdhaus). Dieser Zeitpunkt wird als Beginn des neuen Jahres in der »Hamburger Schule« definiert. Das nördliche Jahreshoroskop 2017 wird daher auf folgenden Zeitpunkt berechnet: 21.12.2016 um 10:46 GMT

Auf der südlichen Halbkugel beginnt dann zeitgleich der Sommer. D.h. die Verhältnisse zwischen Nord- und Süd-Halbkugel sind diametral, was entsprechend berücksichtigt werden muss.

8. Symbole und Abkürzungen

9. Grundbedeutungen der Faktoren

Quelle:
Ludwig Rudolph: Bedeutung der Planeten in den Häusern, S. 8-9, Michael Feist (Witte-Verlag), 2010.
auch im Regelwerk für Planetenbilder,
2012, S. 372-373, Michael Feist (Witte-Verlag).


[Kardinalpunkte]
Die Allgemeinheit, die Straße, die vielen Unbekannten mit denen man vorübergehend zu tun hat, ohne ihre nähere Bekanntschaft zu machen, tellurische Einflüsse.


[Meridian]
Die Persönlichkeit des Geborenen, die Seele, das Ego, seelische Erlebnisse und Eigenschaften, seelischer Einfluss; das persönliche Streben zur Höhe des Lebens, zum Licht. Die Einstellung in der Öffentlichkeit, Beruf, Berufung. Die Minute.


[Aszendent]
Verbindungen und Bekanntschaften, die engere Umwelt, Verwandte und engere Bekannte. Die anderen Menschen, durch welche der Ge¬borene zur Welt kommt, durch welche er körperlich und charakterlich beerbt und beeinflusst wird.


[Sonne]
Der Körper (vom Geist beseelter, lebendiger Körper). Das Leben, Lebenswille, Lebenskraft, der Tag.


[Mond]
Weibliche Personen, das Volk, viele Personen. Die Stunde, Vorgänge im Gehirn, das Gemüt. Drüsen, Sekrete, Flüssigkeiten.


[Mondknoten]
Verbindungen, Anknüpfungen, Beziehungen.


[Merkur]
Intellektuelles. Gedanken, ihr sprachlicher, schriftlicher und mimischer Ausdruck. Ideen, Planungen, geistige Entwicklungen, Nachrichten, Beweglichkeit, junge Leute.


[Venus]
Liebe, Harmonie, Frieden, Schönheit, schöne Kunst, Musik, Vergnügen, Sinnengenuss, Geschmack, Annehmlichkeiten. Weibliche Personen, mütterliche, fürsorgende Frauen.


[Mars]
Tatkraft, Tätigkeit, Wille, Impuls, Handlung, Ausführung, Impulsivität, Leidenschaft, Entzündung. Männliche Personen, Arbeit, Beschäftigung.


[Jupiter]
Glück, Erfolg,
Zufriedenheit, Wohltuende Einflüsse. Ausdehnung, Fülle, Geld, Gerechtigkeit, Wohlwollen, Freundlichkeit, Güte.


[Saturn]
Trennungen, Hemmungen. Schwierigkeiten, Verluste, Widerstände, Verzögerungen. Lange und anhaltende Wirkung. Ausdauer, Beharrlichkeit, Gründlichkeit, Langsamkeit, Entfremdung, Einsamkeit, Kälte, Alter, Festigkeit, Härte, Verhärtungen, Ablagerungen, Missmut, Geiz, Neid.


[Uranus]
Plötzlichkeit, überraschende, unvorhergesehene Spannungen, Ereignisse, Aufregungen, Nervosität, Unruhe, Spontane, exzentrische, ruckartige Äußerungen, Energie, Elektrik, Neuerungen.


[Neptun]
Unklarheiten, Täuschung, Nebel, Dunst, Gift, Gas, Wind, Hinterlist, Auflösung, Verneinung, Unbekanntes, Mystik, Grenzwissen, schleichende Zustände, ungewisse Entwicklungen, Flüssigkeit, Falschheit, Lüge.


[Pluto]
Entwicklung, Wandlung, Wendung, Veränderung, Wachstum, Spaltung, Neuformung, Umwälzung, Transformation, Metamorphose.


[Cupido]
Familie, Ehe, Gesellschaft, Geselligkeit, Kunst, Gemeinschaftsbestrebungen. Aktiengesellschaft.


[Hades]
Einsamkeit, Mangel, Schmutz, das Alte, Armut, Widerwärtigkeit, Abfallstoffe. Lange Krankheit oder anormale, erschwerte Verhältnisse. Geschehnisse mit üblem Beigeschmack. Witwen.


[Zeus]
Führung, Schöpfung, Zeugung, Zielgerichtetes Schaffen. Planvolle Tätigkeit. Weitgestreckte Ziele, Herrscher, führen oder zu sägen haben wollen. Gebundenes Feuer, gebundene Energie, Maschinen, Leistungen.


[Kronos]
Selbständigkeit, Autorität, Staat, Herrscher, Chef. Die Größe, Familienoberhaupt. Der Leiter. Der Selbständige. Persönliche Selbständigkeit. Andere, die über einem stehen, was man beherrscht, wo man groß ist.


[Apollon]
Ruhm, größter Erfolg, größte Ausdehnung, Wissenschaft, Erfahrung, Weite und Breite, Friede, Handel, Gewerbe, Religion.


[Admetos]
Größte Hemmung, Trennung, Tod, Stillstand, Verdichtung, Urstoff, Rohstoff, Urentstehung, Rotation, Kreislauf, auf der Stelle treten.


[Vulkanus]
Größte Kraft, Macht, Energie, höchste Gewalt.


[Poseidon]
Mentalkraft, Idee, Erkenntnis, Geist, Wassermassen, Fluten. (Die Deutung des Poseidons wurde hier im Sinne SIEGGRÜNS erweitert.)

Quelle:
Ludwig Rudolph: Bedeutung der Planeten in den Häusern, S. 8-9, Michael Feist (Witte-Verlag), 2010.
auch im Regelwerk für Planetenbilder,
2012, S. 372-373, Michael Feist (Witte-Verlag).